#schwarzwaldhelden: Wirtschaftsförderung Karlsruhe

Von Inga Mücke

17 September, 2025

Karlsruhe auf dem Weg zur Kreislaufstadt: Circular Economy als Standortchance Wie gelingt die Transformation zu einer zirkulären Stadt? Die Wirtschaftsförderung Karlsruhe und Circular Black Forest zeigen, dass Circular Economy weit mehr als ein ökologisches Thema ist. Innovation, Beteiligung und strategische Netzwerke stehen im Mittelpunkt der Vorstudie, die konkrete Impulse für die Umsetzung liefert.  Karlsruhe will…

Karlsruhe auf dem Weg zur Kreislaufstadt: Circular Economy als Standortchance

Wie gelingt die Transformation zu einer zirkulären Stadt? Die Wirtschaftsförderung Karlsruhe und Circular Black Forest zeigen, dass Circular Economy weit mehr als ein ökologisches Thema ist. Innovation, Beteiligung und strategische Netzwerke stehen im Mittelpunkt der Vorstudie, die konkrete Impulse für die Umsetzung liefert. 

Karlsruhe will bis 2040 klimaneutral werden und setzt dafür auf Circular Economy als wirtschaftliches Zukunftsfeld. Die Stadt denkt zirkuläres Wirtschaften nicht nur als ökologische Notwendigkeit, sondern als Chance für Innovation und Standortstärkung. Sandra Mähliß von der Wirtschaftsförderung Karlsruhe (Stabstelle Strategie, Grundsatzfragen, Klimaschutz und Circular Economy) spricht im Interview über die Ziele, Herausforderungen und Ergebnisse der Vorstudie. Sie zeigt, wie Transformation gelingt, wenn Aufklärung, Allianzen und Mut neue Wege zu gehen zusammenkommen. 

Circular Economy darf kein Nischenthema bleiben. Sie muss wirtschaftlich skalierbar, strategisch verankert und kommunal handlungsleitend werden.

Sandra Mähliß

Welche Bedeutung hat die Circular Economy für den Wirtschaftsstandort Karlsruhe?

Circular Economy ist für Karlsruhe von hoher strategischer Bedeutung. Das Thema sichert langfristig die Wettbewerbsfähigkeit, steigert die Ressourceneffizienz und eröffnet neue Wertschöpfungsketten. Karlsruhe verfügt als technologieorientierter Standort über eine starke Basis: exzellente Hochschulen, zahlreiche Studierende im Ingenieurwesen und IT-Kompetenz. Diese Voraussetzungen sind ideal, um innovative, datenbasierte und zirkuläre Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Circular Economy bietet so nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch echte Chancen für wirtschaftliches Wachstum und Standortstärkung.  

Warum ist die Kreislaufstadt für Karlsruhe ein wichtiger Schritt, und welche langfristigen Ziele verfolgt die Stadt? 

Die Vision einer Kreislaufstadt verbindet Innovation und Zukunftsfähigkeit auf allen Ebenen. Karlsruhe will gesellschaftlich, wirtschaftlich und strukturell neue Wege gehen. Ressourcen, Prozesse und Strukturen sollen neu gedacht werden, und zwar wirtschaftlich, klimafreundlich und sozial wirksam. Entscheidend ist die Verbindung von Innovation und Beteiligung. Langfristig sollen diese Ansätze fest in der Stadt verankert werden, um die Transformation zur Kreislaufstadt aktiv zu gestalten.  

Welche Rolle übernimmt die Wirtschaftsförderung bei der Umsetzung der Circular Economy? 

Als Wirtschaftsförderung verstehen wir uns als Initiatorin und Ermöglicherin. Wir setzen neue wirtschaftliche Impulse und bringen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft zusammen. Gerade bei einem so komplexen Thema wie Circular Economy ist es entscheidend, Netzwerke aufzubauen und Allianzen zu formen. Wir reagieren flexibel auf neue Entwicklungen und initiieren Prozesse, die über klassische Förderung hinausgehen. So begleiten wir die Transformation und schaffen Strukturen, die Wandel ermöglichen. 

Mit welchen Herausforderungen ist die Wirtschaftsförderung dabei konfrontiert? 

Circular Economy berührt viele Bereiche gleichzeitig, von Bauen und Konsum über Ernährung bis hin zu Industrie und IT. Die Herausforderung liegt darin, all diese Perspektiven strukturiert zusammenzuführen und konkrete Anknüpfungspunkte zu schaffen. Gleichzeitig braucht es Mut, neue Wege zu gehen, und politische Rückendeckung. 

Besonders wichtig ist gezielte Kommunikation und Sensibilisierung. In Bereichen wie Ernährung oder Konsum hat die Wirtschaftsförderung bisher wenig direkte Anknüpfung. Daher sind Geduld, Offenheit und passende Formate notwendig, um die richtigen Akteure zu identifizieren und einzubinden. Die Komplexität des Themas verlangt kontinuierliche Überzeugungsarbeit, und genau das treibt uns an. Transformation geschieht nicht von allein, sie braucht Beteiligung, Kommunikation und Strukturen.

Was war die Motivation für die Zusammenarbeit mit Circular Black Forest bei der Vorstudie? ?

Die Zusammenarbeit hatte das Ziel, ein fundiertes Lagebild zum Status quo der Circular Economy in Karlsruhe zu erstellen und daraus konkrete Impulse für erste Handlungsansätze abzuleiten. Besonders wichtig war es, die Perspektiven von Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gleichberechtigt einzubeziehen. Die enge Kooperation mit Circular Black Forest hat den Prozess entscheidend bereichert. Sie ermöglichte den Zugang zu neuen Zielgruppen, brachte systemische Sichtweisen ein und ermöglichte einen breiten Beteiligungsprozess. So entstand ein Gesamtbild, das die Vielfalt der Akteure und Initiativen in Karlsruhe sichtbar macht. 

Welche Akteure wurden in der Vorstudie einbezogen und wie wurde der aktuelle Stand erfasst?

Für die Vorstudie wurden 18 Interviews mit Schlüsselakteuren geführt, von der Stadtspitze bis zu Unternehmensleitungen. Ergänzt wurde dies durch eine Online-Umfrage, die gezielt über Multiplikatoren wie IHK, HWK, Kreativwirtschaft und branchenspezifische Netzwerke verbreitet wurde. Die Resonanz war sehr positiv und zeigte deutlich, wie groß das Interesse und die Bereitschaft zur Mitwirkung am Thema Circular Economy in Karlsruhe ist. Durch diese Kombination aus persönlichen Gesprächen und digitaler Beteiligung konnte ein umfassendes Bild über Chancen, Herausforderungen und die Motivation der verschiedenen Akteure gewonnen werden. 

Welche ersten Erkenntnisse aus Interviews und Umfragen zeigen sich?

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass viele Akteure motiviert sind, sich aktiv mit Circular Economy auseinanderzusetzen und die Transformation mitzugestalten. Gleichzeitig wird sichtbar, dass Professionalisierung und Sichtbarkeit zirkulärer Ansätze in Karlsruhe noch ausbaufähig sind. Viele Initiativen arbeiten bisher ehrenamtlich und im Kleinen. Für spürbare Wirkung braucht es verlässliche Strukturen, Ressourcen und Angebote in Wirtschaft und Zivilgesellschaft. 

Ein zentrales Learning der Vorstudie ist, dass Circular Economy kein Nischenthema bleiben darf. Sie muss wirtschaftlich skalierbar, strategisch verankert und kommunal handlungsleitend werden. Neben Social Entrepreneurship braucht es gezielt unterstützte Geschäftsmodelle, die wirtschaftlich tragfähig sind und systemische Wirkung entfalten. Die Wirtschaftsförderung begleitet Unternehmen, stärkt Netzwerke und erleichtert den Zugang zu Wissen und Strukturen.

Wie werden die Ergebnisse der Vorstudie weiterverwendet und welche nächsten Schritte sind geplant?

Die Vorstudie bildet die strategische Grundlage für die Stärkung der Circular Economy in Karlsruhe. Die Erkenntnisse fließen in gezielte Angebote für Unternehmen und Gründende, neue Projekte und die Verstetigung unseres Netzwerks #CircularKarlsruhe ein. Darüber hinaus dienen sie als Entscheidungsgrundlage für politische Diskussionen und die Entwicklung einer gesamtstädtischen Circular-Economy-Strategie. 

Welche Rolle spielen Netzwerke und Kooperationen für die Circular Economy in Karlsruhe?

Netzwerke sind zentrale Treiber für Transformation. Karlsruhe verfügt bereits über starke Strukturen in IT, Kreativwirtschaft, Social Economy und Forschung. Besonders großes Potenzial liegt in Kooperationen mit Partnern, die unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen einbringen, etwa aus Industrie, Handwerk, Bauwesen oder Bioökonomie. Solche Allianzen ermöglichen Synergien, fördern kollektives Lernen und schaffen die Vielfalt, die systemischer Wandel erfordert. Nur durch gemeinsame Anstrengung lassen sich neue Lösungen entwickeln und langfristig umsetzen. 

Wie unterstützt die Wirtschaftsförderung Unternehmen, die zirkuläre Geschäftsmodelle etablieren möchten?

Wir begleiten Unternehmen auf dem Weg in die Circular Economy mit konkreten Angeboten wie Flächen, Zugang zu Gründungszentren, Programmen und relevanten Netzwerken. So erleichtern wir den Einstieg in zirkuläre Geschäftsmodelle und fördern ihre Skalierung. Zahlreiche Best-Practice-Beispiele aus Karlsruhe zeigen, dass zirkuläre Ansätze wirtschaftlich tragfähig sind, Innovationen vorantreiben und zunehmend strategische Wettbewerbsvorteile bieten. 

Transformation gelingt dort, wo Beteiligung, Vision, strategisches Denken und Umsetzungsorientierung zusammenkommen. 

Sandra Mähliß

Was braucht es für erfolgreiche Partnerschaften und nachhaltige Transformation? 

Für Zukunftsthemen wie Circular Economy braucht es neben Veränderungsbereitschaft auch personelle, finanzielle und strukturelle Ressourcen. Partnerschaften müssen langfristig geplant und strategisch gepflegt werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Zusammenarbeit mit externen Partnern ist ein entscheidender Baustein, um neue Impulse zu setzen und die Entwicklung am Standort zu beschleunigen. Nur wenn alle Beteiligten in eine gemeinsame Vision investieren, entsteht die notwendige Innovationskraft, Vielfalt und Umsetzungstiefe.

Welche nächsten Schritte sind geplant, um Karlsruhe als Kreislaufstadt weiterzuentwickeln? 

Die gemeinsam entwickelte Vision wird weiter konkretisiert und die Erkenntnisse aus der Vorstudie fließen in erste Pilotprojekte und strukturelle Maßnahmen ein. Ein wichtiger Schritt ist, das gemeinsame Verständnis von Circular Economy zu schärfen und die vorhandenen Impulse systematisch zu vernetzen. Dabei stehen Kooperation, sichtbare Umsetzung und die Einbindung möglichst vieler relevanter Akteure im Vordergrund. 

Was können andere Städte oder Regionen von diesem Projekt lernen?

Frühzeitige Allianzen und ein ressortübergreifendes Verständnis von Circular Economy sind zentral. Transformation gelingt dort, wo Beteiligung, Vision, strategisches Denken und Umsetzungsorientierung zusammenkommen. Es braucht Aufklärung, Mut, den Willen, neue Wege zu gehen, und die Bereitschaft, jenseits etablierter Strukturen zu handeln. Eine klare Vision treibt Veränderungen an. In Karlsruhe stützt ein gemeinsames Key Visual diesen Prozess, schafft Orientierung, ermöglicht Identifikation und verbindet unterschiedliche Akteure.