Kunststoff + Projektinitiierung

REGIONALE KUNSTSTOFF KREISLÄUFE schließen

Resilient, zirkulär und kooperativ: ein gemeinsames Projekt für die Schwarzwaldregion

Ob in der Automobilindustrie, in der Medizintechnik oder im Maschinenbau – Kunststoffe sind heute essenzieller Bestandteil vieler Produkte und Prozesse. Gleichzeitig ist die Kunststoffverarbeitung hochgradig linear organisiert, global verzweigt und abhängig von fossilen Rohstoffen. In einer Welt, die zunehmend auf Versorgungssicherheit, CO₂-Reduktion und Resilienz angewiesen ist, stößt dieses System an seine Grenzen. 

Die Schwarzwaldregion will hier neue Wege gehen. Ziel des Projekts „Regionale Kunststoffkreisläufe schließen“ ist es, die Kunststoffwertschöpfung vor Ort systematisch in Richtung Circular Economy weiterzuentwickeln. Dazu braucht es sektorenübergreifende Zusammenarbeit, neue Formen der Kooperation und ein gemeinsames Verständnis für die Hebel im regionalen System. 

Projekt im Überblick

Der Projektansatz

Initiiert wurde das Projekt in Kooperation mit IMS Gear. Es ist Teil des Förderprogramms Circular Länd des Landes Baden-Württemberg. Circular Black Forest koordiniert das Vorhaben, bringt systemische Methodik, Stakeholder-Know-how und Analysekompetenz ein und schafft die Rahmenbedingungen für eine regionale Kooperationsstruktur. 

Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Industrie, Forschung, Logistik, Entsorgung und öffentlichem Sektor werden konkrete Herausforderungen identifiziert, Netzwerke aufgebaut und praxistaugliche Lösungen entwickelt. Ziel ist es, regionale Kunststoffkreisläufe zu schließen, im Sinne ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit. 

Ausgangslage in der Region

Die Region Schwarzwald ist geprägt von einer starken industriellen Basis mit überdurchschnittlich hoher Kunststoffkompetenz in Branchen wie Automobil, Maschinenbau, Verpackung oder Medizintechnik. Gleichzeitig gibt es Herausforderungen bei der strukturellen Verankerung von Kreislauflösungen: 

  • Kunststoffproduktion und -verarbeitung sind weitgehend linear und exportorientiert 
  • Regionale Stoffströme sind kaum transparent erfasst 
  • Recyclingquoten sind niedrig, der Anteil hochwertiger Rezyklate gering 
  • Unternehmen stehen unter wachsendem Druck durch gesetzliche Vorgaben (z. B. Rezyklateinsatz) 
  • Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette sind bislang wenig etabliert 

Diese Ausgangslage birgt gleichzeitig große Chancen: Die Region verfügt über spezialisierte Betriebe, technologieaffine Netzwerke und eine hohe Innovationskraft – gute Voraussetzungen, um gemeinsam neue Strukturen aufzubauen. 

Zahlen & Fakten

In Deutschland fallen jährlich über 6 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an, davon über 50 % aus der Industrie. (Quelle: Umweltbundesamt
Der Anteil hochwertig recycelter Kunststoffe liegt unter 16 %. (Quelle: PlasticsEurope Deutschland, Stoffstrombild Kunststoffe 2023) 
Über 82 % CO₂-Einsparpotenzial lassen sich erzielen, wenn Kunststoffabfälle hochwertig recycelt und Rezyklate eingesetzt werden. (Quellen: bvse, Hochschule Magdeburg-Stendal, SKZ, Krall Kunststoff-Recycling.) 
Bereits ein Drittel aller Unternehmen in der Region berichten von Versorgungsengpässen bei Kunststoffen (Quellen: IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, Newsroom Kunststoffverpackungen.) 
Kooperation und Regionalisierung gelten als zentrale Hebel zur Reduktion von Abhängigkeiten und zur Einhaltung künftiger EU-Vorgaben. (Quellen: EU-Kommission, Circular Plastics Alliance, PPWR, Fraunhofer UMSICHT) 


Schlüsselfragen für eine zirkuläre Kunststoffwirtschaft in der Region
  1. Welche spezifischen Recyclingstrategien und -technologien sind am effektivsten, um die Recyclingquoten in der Region zu erhöhen und welche Hemmnisse bestehen hierbei?
  2. Wie kann die Qualität und Verfügbarkeit von Rezyklaten sichergestellt werden, um sie für Unternehmen in der Region wirtschaftlich attraktiv zu machen?
  3. Welche Hebel im Hinblick auf Veränderungen im Produktdesign können wir betätigen, um die Recyclingfähigkeit und Wiederverwendbarkeit von Kunststoffen in der Praxis zu erhöhen?
  4. Welche wirtschaftlichen und sozialen Vorteile ergeben sich durch die Etablierung regionaler Kunststoffkreisläufe für Unternehmen und die lokale Gemeinschaft?
  5. Welche Formen der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren (Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Behörden) sind notwendig?

Projektlaufzeit

Start Juli 2025 – Ende März 2026

Partner & Förderer

Was konkret passiert

Wie gehen wir vor?

Unsere Arbeit im Projekt richtet sich an drei zentralen Zielen aus. Erstens schaffen wir Transparenz: Wir erfassen, wo in der Region Kunststoffabfälle entstehen, welche Materialien im Umlauf sind und welche Potenziale für hochwertiges Recycling oder Wiederverwendung bestehen. Zweitens fördern wir Kooperation: Gemeinsam mit Unternehmen, Forschung, Logistik und Entsorgung entwickeln wir eine kooperative Infrastruktur entlang der Wertschöpfungskette, um Synergien zu heben und Ressourcen zu bündeln. Drittens erproben wir Lösungen: Wir initiieren konkrete Projekte und Pilotanwendungen, die zeigen, wie geschlossene Kunststoffkreisläufe in der Region funktionieren – und die als Modell für weitere Regionen dienen können.

  • Kick-off-Workshop mit systemischem Einstieg in Chancen regionaler Kreisläufe 
  • Workshopreihe mit Unternehmens- und Forschungspartnern zur Identifikation konkreter Hebel 
  • Entwicklung eines Lösungskonzepts mit Fokus auf Rezyklatverfügbarkeit, Logistik, Daten und Kooperation 
  • Gezielter Netzwerkaufbau mit strukturiertem Stakeholdermanagement 
  • Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, um das Thema regional sichtbarer zu machen 

Wirkung des Projekts

Direkt beteiligt sind Unternehmen und Institutionen aus der Kunststoffproduktion und -verarbeitung, der Entsorgungswirtschaft sowie Forschungseinrichtungen und intermediäre Akteure der Region. Sie verfolgen das Ziel, Versorgungssicherheit zu verbessern, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und Kosten durch geteilte Logistik oder gemeinsame Plattformen besser zu steuern. 

Das Projekt schafft ein gemeinsames Verständnis für komplexe Herausforderungen in der Kreislaufführung von Kunststoffen, sensibilisiert für systemische Zusammenhänge und stärkt die Kompetenz zur Entwicklung tragfähiger zirkulärer Geschäftsmodelle. Gleichzeitig entstehen neue Kooperationsformen, Vertrauen wächst, und Circular Economy wird zunehmend als gemeinsame Gestaltungsaufgabe verstanden. 

Strukturell trägt das Projekt dazu bei, Rezyklatverfügbarkeiten zu erhöhen, Kreisläufe regional zu schließen und Kosten zu stabilisieren. Perspektivisch entstehen daraus neue wirtschaftliche Ansätze, Innovationen und auch neue Arbeitsplätze. 

Gesellschaftlich fördert das Projekt ein verändertes Verständnis von Kunststoff – nicht mehr als Abfallproblem, sondern als Ressource, die intelligent genutzt, wiederverwendet und regional eingebunden werden kann. Die Schwarzwaldregion entwickelt sich so zu einem Vorbild für zukunftsfähige, zirkuläre Wertschöpfung. 

Beteiligung und Mitgestaltung

Wir suchen Akteure aus dem Schwarzwald entlang des gesamten Kunststoffkreislaufs. Unternehmen, Startups, Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung und Forschung, Abfallwirtschaft, Wirtschaftsförderung und Zivilgesellschaft sind herzlich eingeladen, sich aktiv einzubringen.

Teilnahme Kick-off Workshop

Beim Kick-off am 05. November von 10–12 Uhr (online via Microsoft Teams) erhalten Sie Einblicke in die regionalen Kunststoffströme und erfahren, wo die größten Potenziale für zirkuläre Lösungen liegen. Gemeinsam entwickeln wir Ansätze für kreislauffähiges Design, bessere Rezyklatqualität und regionale Kooperationen. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich zu vernetzen, Lösungen mitzugestalten und Ihr Unternehmen fit für die Zukunft zu machen!

Teilnahme Solution Circle

Solution Circle – von der Idee zur Lösung
Nach dem Kick-off folgt eine Workshopreihe, in der wir eine konkrete, gemeinsam identifizierte Fragestellung bearbeiten. Ziel ist die Entwicklung eines tragfähigen Lösungskonzepts, das in einem späteren Schritt praktisch erprobt werden kann. Mit innovativen Methoden und interdisziplinärem Austausch schaffen wir greifbare Ergebnisse für einen funktionierenden regionalen Kunststoffkreislauf. Seien Sie dabei und gestalten Sie aktiv mit!

Kontaktaufnahme

Lust darauf,

MITZUWIRKEN?

IIhr möchtet Teil des Kunststoffkreislaufes werden oder mit eurer Expertise unterstützen? Dann meldet euch bei Carina Wanninger (carina@circular-blackforest.de).

Portrait von Carina Wanninger - Business Development & Circular Innovations