
Circular Economy als Vision für die Gesellschaft
Der aktuelle Entwurf konzentriert sich auf Hinweise zur wirtschaftlichen Transformation, ohne eine gesellschaftliche Vision zu formulieren. Die Vision ist, von einer konsumorientierten Gesellschaft zu einem bewussteren System überzugehen, in dem der Wert nicht nur in kurzfristigen materiellen Begriffen gemessen wird, sondern auch soziale und langfristige Dimensionen berücksichtigt werden. Dadurch fördert die Kreislaufwirtschaft einen nachhaltigeren und ausgewogeneren Ansatz für Wachstum und Entwicklung, während wirtschaftliche Aktivitäten positiv auf das Wohlergehen von Gesellschaft und Umwelt wirken. Somit spielen nicht nur wirtschaftliche Akteure eine Rolle – auf die der aktuelle Entwurf konzentriert – sondern alle Ebenen der Gesellschaft und des Staates. Diese müssen eingebunden und bei der Setzung von Prioritäten berücksichtigt werden.
Zusammen mit Circular Berlin (circular city e.V), Circular Munich e.V, das CircularPSP-Konsortium und Empirica Gesellschaft für Kommunikations– und Technologieforschung GmbH haben wir 15 konkrete Verbesserungsvorschläge verfasst.
Bitte ziehen Sie die folgenden Aspekte für die finale Version in Erwägung:
1. Nachhaltigen Konsum in die Vision einer Kreislaufwirtschaft aufnehmen
Wir teilen die Vision einer Kreislaufwirtschaft auf der Produktionsseite [Kapitel 1.3]. Jedoch muss auch die bisher fehlende Nachfrageseite und damit die Konsummuster in die Vision einbezogen werden. Die Kreislaufwirtschaft muss eine Kultur des bewussten Konsums und Veränderungen in den Konsummustern und -verhalten fördern, wobei reduzierter Konsum zur Norm wird, anstatt die Überproduktion von „zirkulären“ Gütern fortzusetzen. Dieser Wandel wird die Verbraucher dazu ermutigen, Notwendigkeit und Qualität über Quantität zu stellen, was zu einer Verringerung des gesamten Materialverbrauchs und der Abfallmenge führt. Zudem sollte die Vision anerkennen, dass die Kreislaufwirtschaft im Rahmen planetarer Grenzen agiert und eine sozialgerechte Basis unterstützt. Dies bedeutet, dass wirtschaftliche Aktivitäten so gestaltet werden, dass sie die natürlichen Ressourcen und die Umwelt nicht übermäßig belasten und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit fördern. Die gerechte Verteilung von Ressourcen und die Förderung von sozialem Wohlstand sind unerlässlich, um eine nachhaltige und gerechte Zukunft zu gewährleisten.
2.Integration lokaler Kreislaufwirtschaftspraktiken in Klimabeiträge
Die Dekarbonisierung der Industrie ist ein entscheidender Aspekt des Klimaschutzes, wobei Kreislaufwirtschaft mehr als ein Ansatz für „grünes Wachstum für Produktionsprozesse” sein muss [Kapitel 1.4]. Viele R-Strategien der Kreislaufwirtschaft basieren auf Dienstleistungen in lokalen Märkten. Praktiken wie Reparatur und Teilen sind nur dann ressourceneffizient und kundenfreundlich (hinsichtlich Zeit und Kosten) umsetzbar, wenn sie lokal implementiert werden. Diese Praktiken, auch wenn sie nicht darauf abzielen, skaliert zu werden, spielen eine bedeutende Rolle im Klimaschutz, indem sie den Ressourcenverbrauch und die Abfallproduktion reduzieren. Sie betonen die Bedeutung eines Gleichgewichts zwischen lokalen, kleinteiligen Initiativen und breiteren industriellen Strategien, um einen umfassenden und verantwortungsvollen Ansatz für den Umweltschutz zu gewährleisten. Somit ist die Herausforderung einer vollständigen Kreislaufwirtschaft inhärent dezentral, was sich auch auf die Ausgestaltung der Handlungsfelder und der darin vorgesehenen Projekte auswirken sollte. Darüber hinaus müssen andere schädliche Aspekte wie z. B. externe Kosten, die oft andere Volkswirtschaften betreffen, in die industrielle Verantwortung Deutschlands und die Kreislaufwirtschaftsstrategie einbezogen werden. Als internationaler Akteur, der importierte Rohstoffe im Ausland bezieht und Produktionsstätten im Ausland betreibt, muss Deutschland die gleiche Verantwortung für die Dekarbonisierung der Industrie übernehmen, um ein Überlaufen in andere Volkswirtschaften als externe Effekte zu verhindern. Dies würde eine Logik schaffen, die Industrien dazu bringt, innerhalb der planetaren Grenzen zu agieren.
3. Die Rolle von Städten, Regionen und lokaler Wirtschaft anerkennen
Der aktuelle Ansatz betont weitgehend Zusammenarbeit, Wissensaustausch und schrittweise Übernahme kreislaufwirtschaftlicher Praktiken, befähigt aber nicht die Kommunale Stakeholder, eine Führungsrolle zu übernehmen und ihre aktive Rolle in der Transformation zu fördern. Es sollte auch eine aktivere Einbindung wirtschaftlicher Akteure geben, um lokale Wirtschaften zu fördern, die lokale und nationale Ziele berücksichtigen. Weitere Maßnahmen vorgeschlagen:
Festlegung lokaler Ziele und Strategien für die Kreislaufwirtschaft: Städte und Regionen sollten spezifische, messbare Ziele für Abfallreduktion, Ressourceneffizienz und Kreislauffähigkeit setzen. Diese Ziele sollten mit nationalen und EU-Zielen übereinstimmen, aber auf lokale Gegebenheiten und Kapazitäten zugeschnitten sein. Das Potenzial der Kreislaufwirtschaft für einen proaktiv gesteuerten Strukturwandel ist groß, jedoch fehlt eine Einschätzung, wie eine solcher Strukturwandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft gesteuert werden kann.
Innovationszentren und Inkubatoren: Einrichtung lokaler Innovationszentren und Inkubatoren, die sich auf Start-ups und Projekte zur Kreislaufwirtschaft konzentrieren. Diese Zentren können Finanzierung, Mentoring und Ressourcen bereitstellen, um die Entwicklung und Skalierung kreislaufwirtschaftlicher Lösungen zu beschleunigen.
Gemeinschaftsengagement-Programme: Entwicklung umfassender Programme zur Einbindung der Gemeinschaft, um Bürgerinnen und Bürger in kreislaufwirtschaftliche Praktiken zu unterrichten und einzubeziehen. Dies kann Workshops, Bildungskampagnen und partizipative Projekte umfassen, die Recycling, Wiederverwendung und nachhaltigen Konsum fördern.
Finanzierung der Kreislaufwirtschaft: Bereitstellung spezieller Finanzmittel für Kreislaufwirtschaftsprojekte auf kommunaler und regionaler Ebene. Dies kann die Entwicklung von Infrastruktur, Pilotprojekten und die Skalierung erfolgreicher Initiativen unterstützen. Insbesondere für den Aufbau von zirkulären Wirtschaftssystemen, die durch ihre Innovationspotenziale eine Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen städtischem und ländlichem Raum ermöglichen können, sind weitere Fiannzierungsprogramme notwendig.
4. Nachhaltiger Konsum und Handel: Erweiterung um Erschwinglichkeit
Neben der Reparierbarkeit und den Second-Hand-Markt [Kapitel 3.3.], muss auch die Erschwinglichkeit des zirkulären Konsums berücksichtigt werden. Nachhaltige Produkte und Praktiken müssen für alle Mitglieder der Gesellschaft zugänglich sein. Dies bedeutet, dass wir uns auf faire Preisgestaltungsmodelle konzentrieren sollten, die nachhaltige Optionen wirtschaftlich tragfähig machen. Um dies zu erreichen, müssen wir uns von der Subventionierung schädlicher und umweltverschmutzender Industriepraktiken abwenden und stattdessen faire Preisgestaltungsmodelle unterstützen, die die wahren Produktionskosten einschließlich der Umweltauswirkungen widerspiegeln. Auf diese Weise können wir eine inklusivere Kreislaufwirtschaft schaffen, in der nachhaltige Entscheidungen für alle erschwinglich und zugänglich sind. Es werden keine Ziele und Maßnahmen für eine nachhaltigere Gestaltung des Online-Handels formuliert. Hierfür sollten Initiativen zur Reduktion negativer Umweltauswirkungen durch den Online-Handel selbst aufgenommen werden: konkrete Maßnahmen zur Verringerung von Retouren und eine Entwicklung hin zu Mehrwegverpackungen sollten aufgenommen werden.
5. Digitalisierung und Fortbildung müssen Komplexität reduzieren
Die Kreislaufwirtschaft ist grundsätzlich komplexer als ihr linearer Vorgänger [Kapitel 4.2]. Fortwährend werden Ideen entwickelt und neue Fallstudien durchgeführt. Dieses Wissen muss allen Akteuren (insbesondere Kommunen und KMU) ohne Sprachbarrieren zugänglich gemacht werden. Die digitale Lösung sollte aus diesen Beschreibungen handhabbare Handlungsschritte ableiten. Dies erleichtert den Versuch, eine Case Study zu replizieren und es zu einer positiven Erfahrung zu machen, damit die Kreislaufwirtschaft nicht als weitere “grüne Bürde“ empfunden wird. Andernfalls werden die Akteure auf die einfachere und sicherere – lineare – Handlungsoption zurückgreifen. KI-basierte Plattformen, die in der Lage sind, den gesamten europäischen Bestand in deutscher Sprache (NLP) zur Verfügung zu stellen, sind technisch möglich und leicht skalierbar.
6. Nötige Ambitionen für das Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG)
Der aktuelle Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) erkennt die Bedeutung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) an, geht jedoch nicht weit genug bei der Vorlage einer umfassenden Revision. Folgende Aspekte sollten in [Kapitel 4.3.3.] aufgenommen werden:
Erhöhte Recycling- und Rückgewinnungsziele: Das KrWG sollte strengere Recycling- und Rückgewinnungsziele für alle Abfallströme festlegen, um sicherzustellen, dass wertvolle Materialien systematisch zurückgewonnen und wiederverwendet werden.
Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR): Erweiterung den Anwendungsbereich der EPR, um mehr Produktkategorien einzubeziehen, und verschärfen Sie die Einhaltungsmaßnahmen, um sicherzustellen, dass Hersteller für das End-of-Life-Management ihrer Produkte verantwortlich gemacht werden.
Kreislauffähiges Produktdesign: verpflichtende Anforderungen für das Produktdesign ein, die Recyclebarkeit, Langlebigkeit und Reparierbarkeit priorisieren. Dies umfasst die Festlegung von Standards für den Einsatz von recycelten Materialien in neuen Produkten.
Gezielte Weiterentwicklung der Systeme der Produkt-Verantwortung: Es ist notwendig, dass die Qualitäten der Sortierfraktionen in der Produktverantwortung der Hersteller verankert werden. Diese Qualitäten bieten die Grundlage für die weitere Produktgestaltung. Verbraucherengagement und Bildung: Stärkung der Initiativen zur Erhöhung des Bewusstseins der Verbraucher über die Vorteile der Kreislaufwirtschaft und bieten Sie klare Informationen zu korrekten Verfahren zur Abfallsortierung und -recycling sowie die Anwendung aller zehn R-Strategien.
7. Weitere Ziele, Instrumente und Massnahmen für die Transformation des Bekleidungs- und Textilsektors
Die aufgezeigten Ziele, Instrumente und Massnahmen sind positiv zu bewerten und decken einen Teil der bevorstehenden Herausforderungen im Bekleidungs- und Textilsektor [Kapitel 4.7] ab. Für eine ganzheitliche Betrachtung der Herausforderungen, werden folgende Ergänzungen empfohlen:
Ziel – Produktionsvolumen: Um eine langfristige Ressourcenschonung zu erreichen, ist eine Reduktion der Produktionsvolumen insbesondere bei großen Bekleidungs- und Textilherstellern unabdingbar. Dieses Ziel geht somit einher mit der Verringerung des Konsums, da ein Überangebot (teilweise) vermieden wird. Es wird vorgeschlagen, konkrete Reduktionsziele zu integrieren. Diese Ziele sollten auch Anwendung auf internationale Unternehmen finden, welche national verkaufen.
Ziel – Erdölbasierten Fasern (wie Polyester, etc.): Im Zuge der Ressourcenschonung sollte eine explizite Reduzierung oder Vermeidung von erdölbasierten Fasern (Neuware oder rezyklierte Ware) integriert werden, da diese während der Nutzungsphase einen signifikanten Abrieb an Mikrofasern aufweisen, welche für eine sehr lange Zeit, im Vergleich zu anderen Materialien, im Wasserkreislauf zirkulieren.
Ziel – Faser-zu-Faser-Recycling: Um die Nutzungsziele von Faser-zu-Faser-recycelten Materialien zu erreichen, ist es notwendig Ziele hinsichtlich der vorgestellten Forschung im Faser-zu-Faser-Recycling zu definieren und dieses mit sehr konkreten Maßnahmen zu hinterlegen. Des Weiteren sollten rezyklierte Materialien hinsichtlich der Kosten bezahlbar sein, da sonst die Kosten für das Endprodukt zu hoch sind und somit für die Verbraucherinnen und Verbraucher kurz- und mittelfristig nicht attraktiv ist.
Maßnahmen und Instrumente – Nationale erweiterte Herstellerverantwortung: Eine nationale erweiterte Herstellerverantwortung, wie sie schon in anderen europäischen Ländern in Kraft getreten ist, fehlt gänzlich in der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie für Bekleidung und Textilien. In diesem Zuge sollten auch konkrete Kriterien für die Ökomodulation hinsichtlich des aufzubringenden Betrages pro auf den Markt gebrachte Bekleidungsstück oder Textil verankert werden. Aufgebrachte Beträge sollten entlang der gesamten Wertschöpfungskette verteilt werden. Dies bezieht neben nationalen Sortieren und Verwertern auch importierende Länder für Secondhand-Textilien aus Deutschland am Ende der Wertschöpfungskette ein. Es ist zudem sicherzustellen, dass ausschließlich nutzbare und qualitative Kleidung exportiert wird.
Maßnahmen und Instrumente – Bewusstseinswandel und Information: Verbraucherinnen und Verbraucher sind, über Jahre, daran gewöhnt, Kleidung zu einem sehr niedrigen Preis konsumieren zu können. Daher sollte insbesondere ein Fokus auf den Wert der Kleidung im Bewusstseinswandel gelegt werden, so dass die Bereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher, einen höheren Preis für Kleidung zu bezahlen, steigt.
Maßnahmen und Instrumente – Berufsfelder: Die Unterstützung der Berufsfelder wie bspw. Textil- und Maßschneiderei ist essentiell. Die Maßnahmen sind konkreter zu formulieren, denn vor dem Zusammenhang der Etablierung von Reparaturbetrieben, Unterstützung von KMU hinsichtlich Ausbildungsplätzen, etc. müssen diese Berufe attraktiver werden. Aktuell ist der Markt für bspw. Textil- und Maßschneidern kaum vorhanden. Maßnahmen und Instrumente – Erfassung von Textilabfällen: Die Erfassungsquote für auf den Markt gebrachte Bekleidung und Textilien sollte konkret formuliert werden. Es wird eine 100 prozentige Erfassung empfohlen. Dadurch wird eine ganzheitliche Transparenz für diesen Sektor geschaffen.
8. Weitere Instrumente und Massnahmen für die Transformation des Bausektors
Diese Maßnahmen zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen sind ein Schritt in die richtige Richtung [Kapitel 4.8]. Um die Kreislaufwirtschaftsstrategie für den Bausektor ambitionierter zu gestalten, werden folgende Verbesserungen empfohlen: Leitfaden mit Bewertungssystematik zur Prüfung des Bestandserhalts: Es fehlt hier an Verbindlichkeit zur Nutzung dieses Leitfadens. Der Zeithorizont und Einsatzbereich sollten konkretisiert werden.
CO2-Obergrenze: Einführung einer CO2-Obergrenze für den Bausektor. Diese Maßnahme soll die maximal zulässigen Emissionen für Bauprojekte festlegen und den Einsatz kohlenstoffarmer Materialien und Technologien fördern. Strengere Abfallreduktionsziele: Festlegung strengerer Ziele für die Reduzierung von Bauund Abbruchabfällen, um sicherzustellen, dass ein höherer Prozentsatz der Materialien recycelt oder wiederverwendet wird. Dafür muss die Regelung zur Abfalleigenschaft von Baustoffen überarbeitet werden.
Mindestquoten für den Einsatz von Sekundärrohstoffen: Die Mindestquoten sollte auf alle Gebäudetypen erweitert werden. Bei der Umsetzung sind die Zielvorgaben der EU-Taxonomie zu erfüllen. Es wäre denkbar eine schrittweise Umsetzung der Quoten in die NKWS zu integrieren.
Abbruchgenehmigung: Die Einführung einer Abbruchgenehmigung wurde aus dem Zwischenbericht entfernt. Diese muss dringend wieder aufgenommen werden, um den Bestand zu erhalten und wertvolle Informationen über Lebenszyklen von Bauteilen und -materialien für die Überführung des Bestands in urbane Minen zu erhalten. Anreize für nachhaltige Praktiken und entsprechende Finanzierungsinstrumente: Bereitstellung von Anreizen für Unternehmen, die nachhaltige Baupraktiken übernehmen, wie Steuervergünstigungen, Zuschüsse oder Subventionen für die Verwendung umweltfreundlicher Materialien und Technologien.
Erweitertes Monitoring und Reporting: Etablierung robuster Überwachungs- und Berichtssysteme zur Verfolgung des Fortschritts der Kreislaufwirtschaftsinitiativen im Bausektor. Dies sollte regelmäßige Audits und öffentliche Berichte über wichtige Kennzahlen wie CO2-Emissionen, Abfallreduzierung und den Einsatz von Sekundärmaterialien umfassen.
9. Weitere Instrumente und Massnahmen für die Transformation der Metall verarbeitenden Industrie
Grundsätzlich ist die holistische Betrachtung der Ziele im [Kapitel 4.9] begrüßenswert. Jedoch werden nicht alle R-Strategien abgebildet. Die geplante Einführung einer Separationspflicht von Metallen aus gewerblichen Abfällen ist eine konkrete und wichtige Maßnahme und sollte schnellstmöglich umgesetzt werden, da sie zum Erhalt wichtiger Bunt-Metalle einen nennenswerten Beitrag liefern kann.. Es fehlt ein Anreizsystem für ein nachhaltiges Produktdesign, obwohl es ein klares Ziel mit “Design for Recycling” gibt. Es fehlt eine klare Unterscheidung zwischen den verschiedenen Metallen. Die bereits vorhandenen und umsetzungsbereiten R-Strategien unterscheiden sich für Metalle. Eine klare Unterscheidung des Reifegrads der R-Strategien bzgl. der verschiedenen Metalle ist deshalb insbesondere zur Forschungsförderung zur Kreislaufführung von Metallen wie Graphit, seltenen Erden etc. von hoher Bedeutung.
10. Weitere Instrumente und Massnahmen für die Transformation von Kunststoffen
Positiv zu bewerten ist die Vermeidung von Kunststoffabfällen als oberste Priorität. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen vorgelagerte R-Strategien mehr Berücksichtigung finden [Kapitel 4.10]. Dies bedeutet auch, dass Bedarf an konkreten Vorgaben zur Förderung von Vermeidung, Dauerhaftigkeit, Wiederverwendbarkeit und Reparatur besteht. Demgegenüber liegt der Fokus der Ziele und Maßnahmen insgesamt zu stark auf dem Recycling und dem Rezyklateinsatz.
Im Bereich Verpackung sollten für etablierte Mehrwegsysteme verbindliche Quoten eingeführt werden. Gleichzeitig bedarf es einer Förderung von noch nicht etablierten Mehrwegsystemen, insbesondere dann, wenn es sich um die Rückführung im B2C Bereich handelt.
Ein besonders wichtiger Punkt ist die Begrenzung der Materialvielfalt, die durch ihre Komplexität einer Transformation zur Kreislaufwirtschaft im Wege steht. Diese Begrenzung sollte allerdings verbindlich gestaltet sein, damit eine verlässliche Planung für Unternehmen besteht. Orientierung sollten bereits existierende Stoffströme und funktionierende Abnehmermärkte für Rezyklate bieten.
Die langfristige Weiterentwicklung der Rezyklatquoten muss auf EU-Ebene verbindlich ausgestaltet sein und in die NKWS überführt werden. Weil Kunststoffe in vielen verschiedenen Sektoren eingesetzt werden können, ist es hierbei wichtig, dass die Stoffströme der Rezyklate auch dem originären System (z.B. der Verpackungen) erhalten bleiben, damit Planungssicherheit besteht. Dies könnte durch eine geeignete Recycling- und Rückführungsinfrastruktur erreicht werden.
11. Zirkuläre Beschaffung beginnt nicht in der Beschaffungsabteilung – alle müssen mitdenken
Die Stärkung der Beschaffungsstellen hinsichtlich der rechtssicheren Beschaffung von Gebrauchtgütern und der anderen genannten Aspekte ist zwingend erforderlich [Kapitel 4.11]. Damit die Beschaffung tatsächlich zirkulär wird, müssen die Beschaffungsstellen aber auch andere Anforderungen aus den Fachabteilungen erhalten. Eine einfache Substitution von linearen Gütern durch zirkuläre Güter würde alle übergeordneten R-Strategien ignorieren. Die Fachabteilungen der Städte, Länder, des Bundes und der Unternehmen müssen mitdenken, was sie vermeiden, wie sie reparieren mit Bezug auf Klimaaktion und was sie mit anderen teilen können. Darüber hinaus muss ein vorausschauender Austausch zwischen lokalen KMU und Einkäufern stattfinden, damit sich ändernde Bedürfnisse auch lokal befriedigt werden können.
12. Implementierungs- Rahmen durch Führung, Finanzierung,
Gemeinschafts- Beteiligung und Bildung
Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) muss ihren Implementierungsrahmen durch Führung, Gemeinschaftsbeteiligung, Bildung und Ausbildung verbessern [Kapitel 7]. Verbesserte Führung und Rechenschaftspflicht: Eine hochrangige Task Force sollte die Umsetzung der Strategie überwachen, mit klaren Verantwortlichkeiten und der Befugnis, notwendige Anpassungen vorzunehmen.
Finanzierung: Schaffung eines speziellen Fonds für Initiativen zur Kreislaufwirtschaft, unterstützt durch öffentliche und private Sektoren.
Gemeinschaftsbeteiligung: Entwickelung der umfassende Programme zur Aufklärung und Einbindung der Gemeinschaften, um eine Kultur der Nachhaltigkeit und der Kreislaufpraktiken auf Graswurzelebene zu fördern.
Bildung und Ausbildung: Investieren in Bildungs- und Ausbildungsprogramme auf allen Ebenen, von Schulen bis hin zu Fachleuten aus der Industrie, um Kapazitäten aufzubauen und das Bewusstsein für die Vorteile einer Kreislaufwirtschaft zu schärfen. Integration mit anderen deutschen Strategien: Um einen kohärenten und umfassenden Ansatz für Nachhaltigkeit sicherzustellen, sollte die NKWS ausdrücklich mit anderen wichtigen deutschen Strategien wie dem Klimaschutzplan, der Energiewendestrategie, der Industriepolitik und den Abfallwirtschaftspolitiken integriert werden. Diese Ausrichtung wird die Beiträge der Kreislaufwirtschaftspraktiken zu den nationalen Zielen hervorheben und sicherstellen, dass die Politiken sich gegenseitig verstärken.
13. Fehlende Berücksichtigung der Lebensmittel- und Agrarindustrie
Der Entwurf der NKWS geht nicht ausreichend auf die Rolle der Lebensmittel- und Agrarindustrie im Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ein. Dieser Sektor zeichnet sich durch in seiner zentralen Bedeutung für die Bedürfnisbefriedigung der Ernährung und einen enormen Wasser- und Energieverbrauch sowie hohe Abfallmengen aus, insbesondere bei Lebensmitteln, die erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Die Regionalisierung der Lebensmittel- und Agrarindustrie kann einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion des Verlusts von Nahrungsmitteln entlang der Wertschöpfungskette leisten. Um eine inklusivere und effektivere Kreislaufwirtschaftsstrategie zu schaffen, ist es unerlässlich, spezifische Maßnahmen für die Lebensmittel- und Agrarindustrie zu integrieren. Dies sollte die Förderung regenerativer landwirtschaftlicher Praktiken, die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und die Minimierung von Abfällen entlang der gesamten Lieferkette umfassen. Auch eine Einbeziehung der Kreislaufführung von Nährstoffen in den Ökosystemen der Böden selbst zur Steigerung der Regenerationsfähigkeit der Böden sollte berücksichtigt werden. Denn Böden sind große Speicher für den Eintrag verschiedenster Stoffe und müssen übergeordnet als wichtige Senken von Emissionen verstanden werden. Auf diese Weise können wir sicherstellen, dass alle wichtigen Branchen zu den Zielen der Kreislaufwirtschaft beitragen und dazu beitragen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.
14. Fehlende Berücksichtigung von Verbrennungsanlagen in der
Kreislaufwirtschafts- Strategie
Der Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) muss eine kritische Betrachtung der Rolle von Verbrennungsanlagen im Kontext der Kreislaufwirtschaft enthalten. Verbrennungsanlagen, obwohl sie nützlich zur Reduzierung des Abfallvolumens und zur Energiegewinnung sein können, stellen erhebliche Umweltprobleme, den Verlust potenziell recycelbarer Materialien dar, und setzen falsche Anreize. Klare Ziele zur Reduktion der Abhängigkeit von Verbrennungsanlagen, indem Sie höhere Recycling- und Wiederverwendungsraten fördern sind notwendig. Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft priorisieren die langfristige Nutzung von Materialien, und die Verbrennung widerspricht diesem Ansatz, deswegen muss die Stellung Richtung dieser Infrastruktur aufgenommen werden.
15. Weitere Initiativen aus Wirtschaft und Gesellschaft
Circular Berlin (Circular City – Zirkuläre Stadt e.V.) ist eine gemeinnützige Initiative, die seit 2019 den Übergang der Metropolregion Berlin zu einer Kreislaufwirtschaft beschleunigt. Mit über 140 Mitgliedern hat die Initiative mehr als 20 Projekte zur Stadttransformation im Sinne der Kreislaufwirtschaft realisiert. Durch wissens- und gemeinschaftsbildende Aktivitäten, Pilotprojekte und Bildungsprogramme wird die lokale Agenda der Kreislaufwirtschaft gestaltet und die Stoffströme innerhalb der Region neu entwickelt.
Das Projekt Circular City Challenge zielt darauf ab, kommunale Prozesse in verschiedenen Regionen zu innovieren, indem Kommunalverwaltungen mit Circular Innovators zusammengebracht und Fortschritte bei der Umsetzung gefördert werden. Hauptziele sind der Aufbau eines Netzwerks zum Erfahrungsaustausch zwischen Kommunen und die Identifizierung von Umsetzungsbarrieren.
Das CiruclarPSP Projekt hat die Probleme zahlreicher zirkulär ambitionierter Städte analysiert und eine innovative Beschaffung für die Lösung gestartet. Der technische Challenge Brief beschreibt die Herausforderungen der Städte im Hinblick auf Information, Operationalisierung, Organisation, Change und Fortbildung. Die Ausschreibung wurde mit 15 Anbietern abgeschlossen. Derzeit haben fünf Anbieter den Zuschlag erhalten, ihre Lösung weiterzuentwickeln und die ersten Kernelemente der Lösung (u.a. KI) zu entwickeln. Im Herbst werden die drei besten Anbieter einen weiteren Zuschlag erhalten und Prototypen entwickeln. Im Sommer 2025 werden zwei Lösungen als Piloten in den Städten ausgerollt.
Mehrere nationale Ministerien, Städteverbände und zahlreiche Städte sowie Regionen begleiten das Projekt bereits. Die Mitstreiter werden Zugang zu den beiden Piloten im Demonstrationsmodus erhalten. Ziel ist es, dass möglichst viele Städte (Projektteilnehmer und Mitstreiter) nach dem Test die von ihnen bevorzugte Lösung beschaffen und eine wachsende Zahl von städtischen Mitarbeitern zunehmend zirkulär handeln.
Mitwirkender von Circular Black Forest
David Seiler
David ist Mitgründer von Circular Black Forest. Bauwendeexperte und Datenanalyst für Transformationsprojekte
Kontaktdaten der weiteren Mitwirkenden:
Dina Padalkina, Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin von Circular Berlin
dina@circular.berlin, www.circular.berlin
Georg Vogt, CircularPSP-Konsortium Koordination und Head of ICT von empirica
Communication and Technology Research
georg.vogt@empirica.com, www.empirica.com , www.circularpsp.eu
Paula Mertens, Lead Knowledge Hub und Kernteam von Circular Munich e.V,
hello@circular-munich.com, www.circular-munich.com